Starkes Gewitter vom Bogenecho bis zur rotierenden Einzelzelle am 04.07.2023

Veröffentlicht am 30. Juli 2023 um 02:27

Was eine turbulente Wetterwoche! Starke Gewitter und eine über ganz Deutschland rollende Kaltfront standen in Aussicht. War der Montag noch ein schöner und angenehmer Sommertag, kippte am Dienstagnachmittag die Situation grundlegend. Inneralpin, also von den Alpen orografisch durch Hebung ausgehend, bildeten sich über den Tag Schauer und Gewitter, welche sich im weiteren Verlauf zu einem inneralpinen größeren Niederschlagsgebiet wandelten. An dessen nördlichen Randbereich (dort war Tagesgang bedingt noch genügend Energie abgreifbar vorhanden) bildeten sich am späten Nachmittag und Abend neuerlich zum Teil kräftige Schauer und Gewitterzellen, welche unter Verstärkung auf das direkte Vorland ausgriffen. Eine Gewitterzelle bildete beim Verlassen alpiner Regionen südwestlich meines Standortes im benannt direkten Alpenvorland ein kurzlebiges Bogenecho* aus, wobei in dessen Wandlung im nordwestlichen Bereich direkt vor meinem Standort eine starke, sich eindrehende (rotierende) Einzelgewitterzelle entstand. Starkregen, Sturmböen und Hagel bis 1,5cm - so kam sie direkt vor und über mir in ihre stärkste abwetternde Bildungsphase. Direkt am Standort ging sie binnen kürzester Zeit mit ihrer Wolkenbasis auf Boden-Tuchfühlung und urplötzlich bildete sie eine deutlich erkennbare Trichter förmige Struktur aus. Sie rotierte damit deutlich und sich abrupt Boden nah bildende Wolkenfetzen wurden im Trichter rotierend nach oben gerissen. Da war nur noch Equipment greifen und ins Auto retten angesagt.

Hier im Blog zeige ich die Handybuidldokumentation zwischenzeitlich herumspringend zwischen der Bedienung zweier Kameras - also nur schnell im automatischen Handymodus fotografiert und so sind die Aufnahmen entsprechend wie auch unterschiedlich. Hier das Ereignis in Abfolge. Der Zeitraum, in dem die Bilder entstanden, lag bei gut 20Minuten.

 

Bogenecho* (Bow Echo) = dabei handelt es sich um eine bogenförmige Echozeichnung im Niederschlagsradar. Es besteht bei größeren Vertretern seiner Art zumeist aus Multizellen (mehrere einzelne Gewitterzellen, die zumeist nahe beieinander liegen und interagieren), kann aber im seltenen Fällen auch aus einer starken Gewitterzelle (z.B. Superzelle) entstehen. Ursache für die bogenförmige Struktur ist ein vorherrschend dominierender Abwind  im mittleren Bogenbereich, der durch einen Starkwind in den unteren und mittleren Höhenschichten verstärkt wird. Dieser kalte Abwind rauscht mit Wasser, Eis (Hagel) vermischt zu Boden. Erreicht dieses Fallwind "Gemisch" den Boden, breitet dieses sich Druckwellen artig horizontal aus.  An den jeweiligen Enden dieser gebogenen Echostruktur sind die Winde weit schwächer. Somit, die Mitte dieser wetternden Struktur schiebt vorweg und die Seiten hängen hinterher.

 

Die gebogene Linienstruktur, wobei man rechts schon eindeutig die Bildung (bei Kirchturm) benannter Einzelzelle erkennen kann ...

Gucken wir uns nun näher die Bildung und weitere Entwicklung dieser Einzellzelle an.

Eine dunkle, somit gut sichtbare tellerartig ausbildende rotierende tiefer liegende Wolkenbasis zeichnet sich ab. Je dunkler diese sich darstellt, desto höher sind die Wolken darüber in den Himmel "explodiert". Aus der Cumuluswolke wurde ein Cumulonimbus, das schlussendliche Zentrum resp. die Basis dieser Gewitterzelle. Der eigene Schattenwurf dieser in die Höhe explodierenden Wolkensäule lässt diese tief liegende Wolkenbasis so dunkel erscheinen ...

 

Die weitere Entwicklung schreitet fort. Sehr schön zu erkennen ... *Dieser kalte Abwind rauscht mit Wasser, Eis (Hagel) vermischt zu Boden. Erreicht diese Fallwind-"Masse" den Boden, breitet diese sich druckwellenartig horizontal aus ... Am Rand vom Niederschlag links vom Kirchturm ...

Die mittlerweile zum starken Einzelgewitter gewandelte Zelle kommt näher und die benannte Basis senkt sich sehr dynamisch weiter in Richtung Boden ab ...

Nun geht alles ganz schnell. Direkt am Standort ging sie wie oben im Text geschrieben binnen kürzester Zeit mit ihrer Wolkenbasis auf Boden-Tuchfühlung und urplötzlich bildete sie eine deutlich erkennbare Trichter förmige und rotierende Struktur aus ...

Ab da war nur noch ab ins schützende Auto angesagt.

Ein kurzes, aber sehr wichtiges Wort!

Schlussendlich macht man das im Normalfall nicht! Da ist die Grenze zur Gefährlichkeit absolut erreicht und überschritten. Zudem, wir nutzen Kameras und Objektive, somit wirkt vieles näher als es schlussendlich ist. Aber egal, jeder muss eigenverantwortlich wissen: Es handelt sich immer um nicht einschätzbare Naturgewalten. ICH weiß das und habe meinen "persönlichen Vertrag mit dem Herrn da oben im Himmel" längst gemacht. Man kann es Leichtsinn nennen, aber ICH bin mir absolut bewusst, wem und was ich mich da schlussendlich wie aussetze. Also, bitte nicht nachmachen! Bei Interesse, ich kann gerne über meine vielen Erfahrungen berichten.

Und trotzdem - was eine fantastische und hochinteressante Wetterwelt da draußen! Ich hoffe, wir zwei Buidlbuam können Euch in Wort und Buidl diese so faszinierende Welt irgendwie `n bissl näher bringen.

 

Die schön strukturierte und klar Einzelzelle aufzeigende Rückseite ...


In dem Sinne bleibt schön neugierig. Allein am darauffolgenden Tag gab es einen abwetternden Kaltfront-Paukenschlag.

Der Beitrag dafür ist in Arbeit .

 

Die gesamten Bilder zum Blogbeitrag unter : Gewitter am Tag.

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.