In den Nächten vom 11. auf den 12.08. und vom 12. auf den 13.08.2024 erreichte uns ein koronaler Massenauswurf der Sonne und verursachte einen geomagnetischen Sturm der Kategorie "G3". Das ist schon ganz ordentlich und reicht aus, um selbst in der Mitte Deutschlands Polarlichter hervorzurufen. Zeitgleich fand der Höhepunkt der Perseiden statt. Wenn Polarlichter schon nicht außergewöhnlich genug sind, kommen noch "Sternschnuppen" zeitgleich dazu. Diese sind im gezeigten Zeitraffer jedoch - wenn überhaupt - nur durch ein kurzes Aufblitzen zu erahnen. Alles was länger sichtbar ist und gefühlt schnell über den Himmel rast, sind in erster Linie Satelliten und Flugzeuge.
Ein Klick auf das jeweilige Foto vergrößert dieses.
Die jeweils interessantesten Stunden im Zeitraffer:
Im Folgenden Bilder der Polarlichter und Perseiden:
Oben:
Zur Verdeutlichung - Unterschiede zwischen Lichtspuren eines Flugzeugs (oben links) und einer "Sternschnuppe" (unten rechts).
Rechts:
Trotz reichlich Lichtverschmutzung ist die Milchstraße klar erkennbar.
Für Interessierte gibt es hier noch ein paar Hintergründe zur Verfahrensweise und Kameratechnik:
Grundprinzipiell gilt: Polarlichter zu fotografieren ist an sich nicht sonderlich schwer und auch mit moderneren Mobiltelefonen machbar - sogar frei Hand. Die größte Herausforderung stellt das Timing dar. So durchläuft die Sonne ein Intervall von ca. 11 Jahren zwischen aktiver- und inaktiver Zeit. Die aktive Zeit zeigt sich in erster Linie durch die Zunahme der Sonnenflecken. Das sind optisch dunkle Bereiche auf der Sonne, die durch starke Magnetfelder hervorgerufen werden. Kommt es zu plötzlichen Störungen oder "Kurzschlüssen" in diesen Magnetfeldern, können Strahlung und Plasma ins All geschleudert werden (koronaler Massenauswurf). Geschieht dies in Richtung Erde, können diese Teilchen das Erdmagnetfeld beeinflussen und die Unterschiedlichen Gase der Atmosphäre zum Leuchten anregen. Diesen Vorgang bezeichnen wir dann als Polarlichter, Nordlichter, Aurora borealis, Aurora australis. Wie der Name sagt, treten diese rund um die jeweiligen Pole des Erdmagnetfeldes auf, wo das Plasma der Sonne "eingefangen" und in Richtung der Erdoberfläche geleitet wird.
Die angeregten Teilchen der Gase in der Atmosphäre senden Licht aus. In größeren Höhen Rot- und in geringerer Höhe Grüntöne.
Dieses Licht sehen wir bei starken geomagnetischen Stürmen mit bloßem Auge oder bei schwächeren zumindest durch leistungsstarke Kamerasensoren. Beim Fotografieren stellt sich also zunächst die Frage nach den Kameraeinstellungen. Hierzu muss man die Stärke des Sturms kennen oder durch Testbilder heraus finden, damit die Bilder nicht falsch belichtet sind.
Wesentlich größer ist jedoch die Herausforderung überhaupt mitzubekommen, dass ein solcher Massenauswurf auf dem Weg zur Erde ist. Und selbst wenn das der Fall ist, hängt die Entstehung der Polarlichter von weiteren Faktoren ab, wie z.B. der Ausrichtung des Erdmagnetfeldes, der Geschwindigkeit oder Dichte der Partikel.
Hierfür gibt es im Netz einige Apps, Kanäle bei YouTube oder Websites, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Eine der zuverlässigsten Quellen für diese Daten dürfte (ohne an dieser Stelle Werbung betreiben zu wollen) das NOAA Space Weather Prediction Center sein.
Hat man alle Daten beisammen, sowie Zeit, einen Ort ohne Lichtverschmutzung und dann auch noch schönes Wetter... kann es "schon" losgehen.
Möglich ist das Fotografieren tatsächlich bei stärkeren Stürmen sogar mit einem Handy frei aus der Hand.
Deutlich bessere Ergebnisse erzielt man natürlich mit größeren Kameras auf einem Stativ.
Zu den Bildern oben:
Hier kam noch erschwerend das Maximum der Perseiden hinzu. "Sternschnuppen" sind meist nur für den Bruchteil einer Sekunde sichtbar. Wählt man eine kurze Belichtungszeit an der Kamera, ist die Wahrscheinlichkeit geringer Sternschnuppen zu fotografieren.
Polarlichter sind deutlich beweglich, das heißt, sie tanzen regelrecht über den Nachthimmel. Die stärksten Konzentrationen bewegen sich meist in helleren, senkrechten Lichtsäulen von links nach rechts und wieder zurück (wie man in den beiden Zeitraffern oben auch gut erkennen kann). Damit es hier nicht zu "Bewegungsunschärfe" kommt, man also die Lichtsäulen deutlich erkennen kann, empfehlen sich hier eher kürzere als längere Belichtungszeiten.
Für Sternschnuppen würde ich am liebsten 20-, für Polarlichter höchsten 5 Sekunden belichten. Ein Kompromiss um beidem halbwegs gerecht zu werden, war eine Belichtungszeit von 10 Sekunden. Der Zeitraffer löste alle 12 Sekunden aus. Das heißt, während der Aufzeichnung des Zeitraffers verpasst man lediglich 10 Sekunden pro Minute. Daher war die Ausbeute an Sternschnuppen - trotz recht hoher Lichtverschmutzung in unserer Gegend am Niederrhein - ziemlich hoch. Die Ergebnisse oben sprechen für sich.
Hinzu kommt natürlich auch noch der Bildausschnitt. Hier empfiehlt sich eine möglichst geringe Brennweite (Weitwinkel) um möglichst große Areale des Himmels abzudecken. Insbesondere bei der Zeitrafferfotografie kommt es auf einen möglichst großen Bildausschnitt an - zumindest, wenn man dynamische Szenen, wie z.B. Wetter oder eben Polarlichter ablichten will - da man nie genau vorhersagen kann in welchem Bildbereich sich die Szenerie abspielen wird.
wordJe lichtstärker das Objektiv ist, desto besser werden die Fotos, da man weniger Strom am Lichtsensor anlegen muss (ISO) oder die Belichtungszeit herabsetzen kann, ohne dass das Bild beginnt zu rauschen.
Wir legen großen Wert darauf unsere Bilder generell nicht übermäßig zu bearbeiten. Es wäre jedoch gelogen zu behaupten, hier wäre Photoshop gänzlich unbeteiligt. Wir zeichnen alle Bilder in RAW (Canon Rohdatenformat) auf. Hier MUSS eine Nachbearbeitung erfolgen. Insbesondere durch die an sich nicht zueinander passenden Lichtsituationen (wenig bis kein Licht aufgrund dunkler Nacht, trotzdem intensive Farben mit feinsten Verläufen durch Polarlichter) erfordern eine manuelle Anpassung des Weißabgleichs und auch der Intensität der Farben (Dynamik und Sättigung). Diese müssen bei der Polarlichtfotografie in der Regel leicht verringert werden, da die Farben ansonsten viel zu extrem erscheinen. Insofern sind die entstandenen Bilder immer leicht subjektiv und sehen bei unterschiedlichen Fotografen und verschiedenen Kameras meist etwas anders aus, obwohl es sich um die selbe Szene handelt.
Verwendet habe ich die Canon EOS R5 mit einem Canon RF 11-35mm F2,8 bei 11mm Brennweite.
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