Jeder Fotograf - ob Hobby oder professionell - kennt die Problematik: Man nimmt sich vor, ein ganz spezielles Motiv abzulichten. Stundenlang wartet man auf die perfekten Bedingungen, die dann aber nicht eintreten... oder, im Falle der Wildtierfotografie, nicht einmal auftauchen.
Und dann gibt es da die Situationen, in denen man "nur mal eben" einen Spaziergang machen möchte und aus diesem oder anderen Gründen keine Kameraausrüstung dabei hat. Und natürlich erblickt man GENAU in dieser Situation das Traummotiv - und ärgert sich schwarz.
Am frühen Abend des 15.09.2024 gelang uns nun die Quadratur des Kreises gänzlich unbeabsichtigt. Gegen 17:00 Uhr brachen wir in den Rheinauen im Norden Duisburgs zu einem Spaziergang zum Rheindamm zwischen Duisburg und Dinslaken auf. Schnell erblickten wir ein kleines Reh, welches sich aber umgehend in die Büsche schlug, als die Kamera bereit und im Anschlag war - schon wieder ärgerlich.
Also ging es weiter bis auf den Rheindamm. Es bewölkte zunehmend, das Licht schwand, die Flugbedingungen wurden immer schlechter - die Wahrscheinlichkeit, schöne Bilder von Wildtieren zu erhaschen, wurde also immer geringer.
Daher musste zunächst ein Turmfalke herhalten, welcher relativ desinteressiert auf der Spitze eines abgestorbenen Baumes hockte und uns mit leicht skeptischen Blicken musterte:
Nachdem wir beinahe eine Stunde unterwegs und bereits auf Dinslakener Stadtgebiet waren, keimte die Idee langsam die Rückreise anzutreten. Genau in diesem Moment huschte ein Schwarm Wildgänse durch den Augenwinkel. Auf Grund des hierdurch vorhandenen Größenvergleiches bemerkten wir im Schwarm ein Tier, das beinahe doppelt so groß wirkte wie alle anderen.
Dieses Tier landete daraufhin auf einem abgestorbenen Baum am Rheinufer. Zunächst fielen die weißen Schwanzfedern auf:
Beim Blick durch das Tele stieg der Puls schnell an und es keimte ein Verdacht auf, welcher sich spätestens endgültig bestätigte, als der Adler seinen Kopf drehte und der charakteristisch gebogene, massive Schnebel sichtbar wurde. Völlig aus dem Häuschen war der Fotograf dann beim Blick auf das entstandene Bild... unterhalb des ersten, saß nämlich noch ein zweiter Adler:
Aus dem Häuschen deswegen, weil es natürlich einerseits alles andere als alltäglich ist, solch majestätische Vögel zu fotografieren. Andererseits war mir zwar bewusst, dass auf der Bislicher Insel bei Xanten ein bekannter Horst existiert. Dort brütete seit Jahren ein Seeadlerpärchen.
Vor einigen Monaten jedoch war ein Elterntier verendet und das Jungtier unter großem Medieninteresse aus dem Horst entfernt und in eine spezialisierte Aufzuchtstation gebracht worden.
Seitdem hörte ich nichts mehr von der Bislicher Insel oder davon, dass dort wieder ein Brutpaar ansässig wäre. Da ich weder Ornithologe, noch gut informiert bin, mag ich nun aus der Sichtung der beiden Adler nicht direkt schließen, dass in Xanten wieder gebrütet oder eben jenes vorbereitet wird... ich würde aber meinen, dass zumindest das Eine oder Andere darauf hin deutet.
Direkt vor unserer Nase lieferte eins der beiden Tiere dann noch eine private Flugshow:
Während eines der beiden Tiere eine Tagesabschlussrunde drehte, blieb das Andere noch in dem abgestorbenen Baum sitzen. In der untergehenden Sonne - Wildnis vor Industriekulisse:
Um das weiße Etwas mit Fenstern ganz unten im Bild handelt es sich übrigens um ein Binnenschiff, welches den Rhein in Richtung Niederlande befuhr.
Gegen 19:00 Uhr flogen dann beide Tiere auf und in nord-westlicher Richtung davon - vermutlich in Richtung Xanten, wo sich der Horst auf der Bislicher Insel befindet.
Im Hintergrund befindet sich das stillgelegte Steinkohlekraftwerk der Fa. STEAG, an dessen Schornstein es vergangene Woche noch zu einem Brandereignis bei Abrissarbeiten gekommen war:
Im Anschluss ging es dann tatsächlich wieder zurück zum Startpunkt - und als ob der Bann durch die Adler gebrochen wäre, zeigten sich jetzt doch noch ein paar mehr Wildtiere. Unten zunächst ein Paar Störche, welche in manchen Regionen mittlerweile beinahe zur "Plage" werden:
Storch, Grau- und Silberreiher - alle auf einem Bild:
Ja und dann... Bambi. Völlig ungestört zog es seine Kreise auf der noch saftig-grünen Wiese in der Rheinaue.
Making off:
Oben:
Wie gesagt... VÖLLIG ungestört und unbeeindruckt durch unsere Anwesenheit und des leicht unterdrückten Kicherns ob dieser Situation...
Links:
Nun ja... wie erwähnt... eine ganz spontane Geschichte... so ganz ohne Stativ, Tarnnetz, Rucksack mit Zusatzausrüstung, Sitzgelegenheit... machte das Ganze dann doch vielleicht einen etwas unprofessionellen Eindruck. Der eine oder andere Spaziergänger warf uns dann auch leicht verwunderte Blicke zu.
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Da sage ich nur. W O W