Komet NEOWISE 2020

Veröffentlicht am 25. August 2024 um 02:14

Komet NEOWISE im Juli 2020, ein ganz besonderer Gast am Himmel

Im Sommer 2020 war der Komet namens C/2020 F3 (NEOWISE) mit bloßem Auge zu sehen.

Ein Komet mit seinem Schweif - das ist natürlich ein Schmankerl, welches ich mir nicht entgehen lassen konnte. Zudem war es ein sogenannter "großer Komet", welcher nach "Hale-Bopp" (C/1995 O1) im Jahr 1997 und "McNaught" (C/2006 P1) im Jahr 2006/2007 der hellste sichtbare Komet auf unserer Nordhalbkugel war.

Und in der Nacht vom 12. zum 13.07.2020 war es für mich dann endlich so weit.

Meine Zeit und die vorherrschenden wettertechnischen Bedingungen gaben es her. Also habe ich die Sachen gepackt und bin hoch zum Aussichtspunkt am Samerberg rund um die Kapelle gefahren. Naja, wie das mit solch Objekt, der grundlegenden Lichtverschutzung und dem Dunst so ist - ersteinmal war nix zu sehen! Ja, wo war er denn? Somit war gleich zu Anfang die Stimmung bissle im Keller, hatte ich doch in den Tagen vorher so tolle Bilder gesehen. Ich dachte mir also, bau erst einmal ganz in Ruhe die Fotoausrüstung auf und dann geht´s am Himmel auf die Suche! Eventuell ist`s ja noch zu hell!? Um mich herum standen einige Leute, die auch auf der Suche nach "Neowise" waren und ihn noch nicht gesichtet hatten. Somit war ich nicht allein mit meinem kleinen Stimmungstief. Also hab ich das Stativ aufgestellt, die Kamerahalterung angeschraubt, die Kamera mit meinem Canon-Objektiv 100mm 2.8 Festbrennweite bestückt, dass Ganze aufs Stativ gesetzt und alles nach Nord ausgerichtet. Denn dort sollte Neowise ja am Himmel stehen. Gut, die Ausrüstung stand nun und wie immer stellte ich scharf um eine Testaufnahme vom Himmel zu machen. Ich habe ja einen Monitor an der Kamera und gemachte Bilder werden automatisch für 2 Sekunden angezeigt. Ich war noch nicht wirklich bei der Sache und hatte, während das Bild von der Kamera gemacht und angezeigt wurde, meine offene Fototasche verräumt. Im Augenwinkel ist meine laufende Kamera aber immer irgendwie unter Beobachtung ... Und was ich da im Augenwinkel kurz sah, konnte ich im ersten Moment nicht glauben. Was war das??? Das war aber hell!? Ich hatte doch nicht wirklich arg lang belichtet!? Es ist doch nur ein Testbild zwecks Buidl Scharfstellen! Und da das gemachte Bild ja nur zwei Sekunden angezeigt wird … Ich bin also flux und total verwundert zur Kamera hin, drückte den Knopf zur Bildwiedergabe und fiel fast vom Glauben ab! Ich hatte genau den hellen Schweif vom Kometen erwischt.

Ich guckte verwundert an den Nordhimmel. Da war doch vorhin nix. Aber langsam konnte ich ihn sehen! Denn immer wenn man sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte und nicht von irgendwelchen Lichtern beeinflusst war, stand er plötzlich da. Und das in einer Größe, die ich mir so nicht vorgestellt hatte! Tja, alle um mich herum guckten suchend in den lichtverschmutzten Himmel und suchten und suchten. Ich meinte plötzlich ganz aufgeregt: „Ja, könnt Ihr ihn nicht sehen!?“ und schmunzelte dabei. Die Leute kamen sich natürlich arg veralbert vor, denn sie sahen weiterhin nichts. Ich meinte dann: „Schaut auf mein Kamerabild!“ Da war die Verwunderung natürlich groß und die Leute konnten es, wie ich zuvor, kaum glauben. Ich meinte: „Schaut paar Minuten in die Dunkelheit und wendet euch ab vom Licht! Verdeckt die Augen mit den Händen oder der Jacke für längere Zeit und dreht euch dann schlartig zum Nordhimmel hin und staunt!"

Da stand er nun am Nordhimmel. Groß, mit hellem Schweif und in einer Art, wie man es ja eigentlich nur aus Geschichten kennt. Ich dachte ja erst, meine Suche allein der Größe wegen wird länger dauern und schlussendlich steht da dann ein kleiner, kaum sichtbarer Wutzl am Himmel! Aber nein, ich war sowas von überrascht und es war fantastisch, einfach nur fantastisch! Die ganze Nacht stand er am Firmament und wanderte langsam zum östlichen Horizont. Dabei wurde er von seiner sichtbaren Größe her immer kleiner. Und als dann Klärchen den Morgenhimmel eroberte, verschwand Neowise ganz langsam im Sonnenaufgang.

Und als ob ein Komet noch nicht reicht, zauberte es eine tolle blaue Stunde dahin.

Somit - faszinierende Bilder eines hellen Kometen, welcher in einen wundervollen Sonnenaufgang wandert - Haken dahinter!

Und ganz besonders stolz bin ich auf die Bilder hier.

Komet Neowise über dem Heimatdorf Sachrang und direkt oben am Hausberg (Spitzstein) über unserer Kirche. Direkt links vom Kometen fliegt sogar eine Sternschnuppe.

Davon sollte es, wenn überhaupt, nur gaaaanz wenige Bilder geben und somit sind sie wohl recht einzigartig.

Leider ist die Lichtverschmutzung vom Inntal, welches direkt hinter dem Hausberg liegt, enorm und somit die Farben nicht wirklich schön.

Was man aber trotzdem gut auf diesen zwei Bildern sehen kann ist der schmale und bissle bläulich/grünlich dünne Schweif an seiner linken Seite.

Hier handelt es sich um seinen Gasschweif (Ionenschweif). Entfernt sich ein Komet von der Sonne, fliegt ihm sein Gasschweif voraus. Dieser Ionenschweif ist durchaus bis zu 100 Millionen Kilometer lang. Er setzt sich aus Plasma zusammen und ist mit Strahlung und Wasserdampf durchsetzt. Weil er aus ionisiertem Gas besteht gibt´s der halt den Name "Ionenschweif". Vom ultravioletten Licht der Sonne angeregt wird dieser vom Sonnenwind hinausgetrieben.

Auf meinen Bildern hier leider nicht sichtbar - besonders farbempfindliche Aufnahmen zeigten vor diesen bläulich/grünlichen Schweif sogar einen vorgelagerten, sehr schmalen und ungewöhnlichen rötlichen Schweif. Seine Analyse ergab, dass die rote Farbe dieses dritten Schweifs hauptsächlich durch Natrium abgestrahlt wurde.

 

Ist es nicht faszinierend!? Ein Komet, welcher sich so fantastisch am Himmel zeigt! Man ihn so wundervoll groß am Firmament stehend, eigentlich nur aus Weihnachtsgeschichten kennt!?

Für mich war die Sommernacht mit Neowise ein großes Ereignis und ein grandioses Erlebnis.


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